Der Original-300-SL, der Rennsportwagen, errang im Jahre 1952 unerwartete Erfolge. Im Vorjahr fiel bei der Daimler-Benz AG die Entscheidung, 1952 wieder an Rennen teilzunehmen und hierfür einen Sportwagen zu bauen. Dieser erhielt den Namen „300 SL. Um eine für Rennen ausreichende Leistung zu erreichen, musste der vorhandene Motor der Limousine 300 weiterentwickelt werden. Noch mit Vergasern bestückt, leistete dieser mit 175 PS deutlich weniger als die Straßenversion von 1954.
1953 wurde an Prototypen unter anderem die Benzineinspritzung erprobt.
Entstehungsgeschichte des Serienfahrzeuges
Eine Serienfertigung des 300 SL war zunächst nicht geplant. Doch Maxi Hoffman, US-amerikanischer Importeur von Mercedes-Fahrzeugen, wünschte sich vom Vorstand von Daimler-Benz schon seit einiger Zeit einen Sportwagen für seine Kundschaft. Nach langem Abwägen fiel die Entscheidung für eine Serienproduktion des 300 SL, der Straßenversion W 198. Außerdem wurde die Produktion eines kleineren Roadsters, des Mercedes-Benz 190 SL, bekannt gegeben.
Mercedes-Benz 300 SL Roadster
Mercedes-Benz 300 SL Coupé
Keine sechs Monate nach dem Vorstandsbeschluss hatten die beiden Sportwagen Premiere auf der „International Motor Sports Show“ in New York, die im Februar 1954 stattfand. Mercedes-Benz erlebte auf der Motor Show eine enorm positive Besucherresonanz auf den 300 SL und den 190 SL. Die Serienproduktion begann im August 1954 in Sindelfingen.
Der Preis des 300SL wurde auf 29.000 DM festgelegt – damals eine enorme Summe. Ein Mercedes 170 Vb kostete rund 8.000 DM (1953). Der 300 SL war 1954 aber nicht der teuerste Wagen im Mercedes-Programm – der nur rund 200-mal gebaute W188 kostete 5.500 DM mehr.
Das Konzept des offenen Zweisitzers 190 SL mit leicht zu bedienendem wetterfesten Verdeck war so erfolgreich, dass auch der 300 SL entsprechend modifiziert wurde. Der legendäre Flügeltürer wurde im Frühjahr 1957 von einer Roadster-Variante abgelöst, die nun auch in der Klasse der Hochleistungssportwagen offenes Fahren ermöglichte.
Die 100 Kilogramm Mehrgewicht verminderten die Fahrleistungen, aber mit unverändert 220 PS war auch der Roadster hoch motorisiert. Der Gitterrohrrahmen blieb auch beim Roadster tragendes Gerüst, allerdings im Bereich der Türen und des Hecks deutlich verändert. So wurde Platz gewonnen für einen Kofferraum und an Scharnieren normal befestigte Türen mit deutlich bequemerem Einstieg. 1961 wurden die fahrtwindgekühlten Trommel-Duplexbremsen von modernen Scheibenbremsen abgelöst.
Sein Verdeck ließ sich unter einer separaten Klappe hinter den Sitzen unterbringen und war mit wenigen Handgriffen leicht zu bedienen. Seine äußere Erscheinung wurde vorne geprägt durch die unter einem gemeinsamen Deckglas eingelassenen Scheinwerfer und Blinker. Für Wintersportfans lieferte Mercedes-Benz ab Herbst 1958 ein elegantes, leicht aufzusetzendes Hardtop. Es war so beliebt, dass es schon kurze Zeit später zu den meistbestellten Sonderausstattungen gehörte.
Karosserie
Mercedes-Benz 300 SL
Die Karosserie des W 198 folgte einer möglichst günstigen Aerodynamik. Die auffälligen Flügeltüren waren wegen der Fahrzeugkonstruktion nötig. Die Außenhaut des 300 SL bedeckte einen Rahmen, der an den Fahrzeugflanken zum Vorteil der Stabilität weit nach oben reichte. Herkömmliche Fahrzeugtüren ließen sich daher nicht einsetzen. Ein Stab ließ sich zum Öffnen der Türen aus der Karosserie schwenken, entriegelte das Schloss und ließ die von zwei Teleskopfedern unterstützte Tür nach oben schwenken.
Die Karosserie des 300 SL wurde zum größten Teil aus Stahlblech hergestellt, die Motorhaube, die Kofferraumklappe, die Schweller- und Türhaut jedoch aus Aluminium. Auf Wunsch und gegen einen verhältnismäßig geringen Aufpreis bestand die gesamte Karosserie aus Leichtmetall, wodurch das Fahrzeug 80 Kilogramm leichter wurde. Doch diese Ausführung wählten nur 30 SL-Kunden; heute sind diese Exemplare entsprechend begehrt.
Technik
Die Technik des 300 SL basierte zum Teil auf der Limousine 300. Der Sechszylinder wurde stark modifiziert und erhielt unter anderem statt des Vergasers eine Benzineinspritzung, zur damaligen Zeit und noch lange danach eine technische Besonderheit. Der Motor hatte eine Leistung von 215 PS. Damit erreichte der 300SL je nach Hinterachsübersetzung bis zu 260 km/h. 3 unterschiedliche Übersetzungen waren erhältlich.Die erste ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von 235 km/h.Die mit der dritten Übersetzung noch einmal auf 260 km/h gesteigert wurde. Diese verringerte jedoch die Beschleunigung, sodass der Wagen im Stadtverkehr nicht mehr so gut zu fahren war.
Für die Beschleunigung von 0 bis 100 km/h wurden 10 Sekunden benötigt. Den Verbrauch ermittelten zeitgenössische Autotester mit durchschnittlich rund 15 Liter Benzin. Im Heck war ein 100-Liter-Tank untergebracht, gegen Aufpreis gab es auch eine 130-l-Ausführung.
Innenraum
Der Innenraum war grau/rot
Der Innenraum des 300 SL Coupés war nicht luxuriös ausgestattet. Standardmäßig wurde für den Sitzbezug Stoff in vier karierten Mustern angeboten. Die Kombinationen der Grundfarben waren rot/grün, grau/grün, grau/blau und grau/rot. Bei allen karierten Stoffen war ein rotes und ein dazu versetztes gelbes Gittermuster eingewebt. Die meisten Kunden entschieden sich jedoch für Lederbezüge, die später beim Roadster zur Serienausstattung gehörten. Für die Karosserie war Silbermetallic die Standardfarbe; gern wurde auch Rot, Dunkelblau und Schwarz bestellt.
Das Einsteigen in den 300 SL erfordert Übung aufgrund des knappen Raums und der breiten Seitenteile der Karosserie. Damit die Beine einfacher in Richtung Pedale gefädelt werden können, lässt sich beim Coupé das Lenkrad im Bereich der Lenkradnabe mit dem unteren Teil voran in Richtung Armaturenbrett nach vorne klappen, wodurch der obere Teil in den Fahrgastraum ragte. Der Klappvorgang erfordert auch, den Wagen in einer bestimmten Lenkradstellung abzustellen. In der Seitenansicht lag es somit auf einer gedachten Linie von den Pedalen zum Kopf des Fahrers.
Im Hauptblickfeld des Fahrers liegen links der Drehzahlmesser und rechts der Tachometer. Unter diesen Instrumenten befinden sich jeweils zwei Zusatzinstrumente. Die Zeituhr befindet sich leicht nach rechts versetzt in der Mitte des Armaturenbretts. Der Innenspiegel ist stehend auf dem Armaturenbrett angebracht.
Hinter den Vordersitzen ist beim Flügeltürer ein zusätzlicher Stauraum für Gepäckstücke vorhanden, da das Volumen des Kofferraumes begrenzt ist. In diesem befinden sich das Reserverad, der Fahrzeugtank und auch der Tankeinfüllstutzen.
Aufgrund der nicht versenkbaren Seitenscheiben heizt sich der Innenraum des Flügeltürers im Sommer stark auf und kann durch die Fahrzeugbelüftung nur unzureichend gekühlt werden.
Produktion
Die ersten 300SL wurden 1954 zunächst in Europa verkauft. Im März 1955 wurde das erste Fahrzeug in die USA exportiert. Insgesamt wurden 1400 Flügeltürer gebaut. Der größte Teil, etwa 1100 Stück, gelangte in die USA.
Durch die speziellen Wünsche der Kunden in den USA wurde ab 1957 der 300 SL Roadster produziert. Von diesem Modell wurden ca. 1900 Stück produziert.
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